Leistungsdiagnostik

Foto: How2Run

Mit fast 50 stellt sich mir die Frage: Wie nutze ich die restlichen Jahres meines Läuferlebens? Welche Ziele setze ich mir, und wie kann ich die erreichen? Deshalb trat ich am vergangenen Samstag zur Leistungsdiagnostik bei Tobias Henne von How2Run an. Mit einem, für mich, recht überraschendem Ergebnis.

Leistungsdiagnostik heißt: In Ruhe vor dem Lauf den Blutdruck messen, ein Stich ins Ohrläppchen um aus einem Tröpfchen Blut den Laktatwert im Ruhezustand zu messen und dann mit steigender Intensität laufen. Wer mehr darüber wissen will, der meldet sich am besten bei How2Run.

Wir sind zu zweit am Samstag, die Temperatur passt, kaum Wind. Beste Voraussetzungen. Tobias erklärt in aller Ruhe den Ablauf und drückt uns ein Kärtchen in die Hand, auf dem wir jede 100 Meter ablesen können, ob wir im Plan sind. Dann läßt er uns nach der ersten Messung im Abstand von 600 Metern auf die Bahn. Gelaufen werden je drei Runden. Dann ein Tröpfchen Blut abnehmen, Puls ansagen und weiter solls gehen. Das Ganze fünf mal, Tempo ansteigend.

Meile um Meile

Der Anfang

Die ersten 1200 Meter sind fällig. Zielzeit 5:42 auf 1000 Meter, das sind 34 Sekunden auf 100 Meter, lässig für uns beide. Zumindest sieht mein Vorläufer locker aus. In dem Tempo macht das wirklich Spaß. Also kein Ding, so eine Leistungsdiagnostik, oder? Nach 6:50 Minuten trullere ich an den Meßstand und merke mir meinen Puls: 142 Schläge. Eine Minute ungefähr dauert die Messung. Wann geht's endlich weiter?


Die Zweite Runde

Wird schon flotter, aber immer noch locker zu schaffen. 30 Sekunden auf 100 Meter. 600 Meter vor mir joggt mein Kollege an die Station, eineinhalb Runden noch. Auf der Gegengeraden drückt plötzlich der Wind ein wenig von vorn. Aber alles noch paletti. Puls 155 im Ziel, damit kann ich leben. Diese Minute Messung vergeht irgendwie schneller als die erste, komisch.


Halbzeit

Alle 100 Meter den Zettel mit den Zeiten abzulesen wird langsam schwierig. Zum Einen, weil die Schriftgröße nicht für 50+ ausgelegt ist, ich muss den Arm etwas weiter weg halten. Zum Anderen aber geht alles irgendwie etwas zu schnell und es wackelt inzwischen auch ziemlich. Zum ersten Mal kommt der Gedanke auf: Es sind ja dann nur noch zwei Einheiten. Mit Puls 162 laufe ich an den Meßstand und wundere mich, wie schnell Tobias das Blut aus meinem Ohrläppchen zapfen kann. Schon weiter? Achso...


Vorletze Etappe

Ich versuche mir die Zeiten für die nächsten 200 Meter zu merken, lesen wird schwieriger. Der Gegenwind auf der Seite gegenüber der Meßstation nervt ein wenig. Dabei ist das nur ein laues Lüftchen, fühlt sich aber freilich anders an. Das Tempo im Moment: 26 Sekunden auf 100. Mir graut ein wenig vor den letzten Runden, 3:48 auf 1000 sind der Plan, das hab ich nicht vergessen. Mit Puls 175 renne ich an den Meßstand. Tobias meint, ich könne den letzten Test auch nach 800 Metern abbrechen, wenn ich nicht mehr kann. F....
Meine Blutgerinnungswerte könnten besser sein, das Abzapfen geht mir viel zu schnell. Schon muss ich weiter.


Finish

Gut, ich hab mir die Zeit für 100 und 400 Meter merken können. Beim Blick auf die Uhr wird klar, ich muss noch zulegen. Danach schaue ich nicht mehr auf den Zettel, wie denn auch? Bin völlig mit dem Tempo beschäftigt. Mein Kollege vor mir läuft wie ein Uhrwerk und darf schon an den Meßstand. Den Teufel werde ich tun und nach 800 Metern aussteigen! Auch wenns verlockend klingt, die eine Runde krieg ich noch unter. Nur wie?
Puls 180 und endlich Feierabend:)


Fazit

Durch die im Vorfeld abgeklärten eigenen Trainingszeiten sind die Rundenzeiten bei der Diagnostik perfekt auf mich abgestimmt. Am Ende gibt's eine schöne Auswertung und zum ersten Mal für mich die genaue Feststellung meiner anaeroben Schwelle. Dieser Test ist für jeden Läufer zu empfehlen, der sein Training systematisch und zielorientiert betreiben will.
Erstaunlich für mich: Nach Anstieg der Laktatwerte hab ich eine Art "Erholungsgeschwindigkeit" in der ich Laktat wieder abbaue und zur Energiegewinnung nutzen kann. Tobias Aussage: Wenn ich unter ausreichender Energiezufuhr genau an dieser Schwelle laufe, könne die Strecke ewig lang sein. Na, da fällt mir doch bestimmt was ein:)


Viel Spaß beim Laufen wünscht


Olaf











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