Unterwegs im Kaukasus 8 - never clean a botchi!!


Endstation Sehnsucht: Drei Nächte in der Koservendose
Jetzt wird´s ernst. Wir räumen unsere Hotelzimmer und fahren das Baksantal hinauf zur Talstation der Seilbahn. In drei Etappen geht es jetzt bis auf 3700 Meter in unser Basislager zur weiteren Akklimatisation und Ausgangspunkt zum Gipfel. 



Alles muss nach oben

In Summe heißt das: zwölf Bergsteiger und zwei Bergführer nehmen alles mit hoch, was sie in vier Tagen und drei Nächten anziehen, tragen, essen und trinken wollen. Wasser gibt es dort oben nicht, die nächsten Tage wird allein die Zahnbürste bewegt.




Wir schleppen 14 Taschen, 14 Rucksäcke, etliche Liter Wasser, Brot, Konserven, Schokolade, Mehl, Tee, Kaffee, Zucker und einiges mehr an die Liftstation. Barrierefrei ist im Kaukasus unbekannt, also muss das ganze Gepäck schon in der Talstation etliche Stufen nach oben gewuchtet werden. Als die Gondel endlich kommt, ist sie mit unserem Gepäck und uns fast völlig ausgelastet. Nach uns trifft eine italienische Gruppe ein, die lautstark die Gondel für sich reklamieren und die Wartezeit für uns. Oleg juckt das nicht: Mit dem Schlachtruf "Guys, Guys, Guys!" jagt er uns zwischen Gepäck und Gondel hin und her, am Ende passen auch die Italiener noch hinein.

Die Seilbahn ist, um es mal vorsichtig auszudrücken, sehr alt. Aber eben auch sehr robust; und sie läuft. Weiter drüben steht eine neuere, drei Jahre alt, von Österreichern gebaut. Sie ist im Moment leider defekt.




Die Italiener


Die Fahrt zur ersten Bergstation dauert eine Weile. Zeit genug für einen italienischen Mitreisenden lautstark über die Enge und unsere Anwesenheit zu schimpfen. Zu seinem Leidwesen jedoch haben wir einen sehr sprachtalentierten Sportsfreund unter uns. Mit dem Hinweis, er lasse sich nicht von Zwergen beleidigen, droht auf engstem Raum eine Rangelei, die jedoch sofort von den italienischen und deutschen Frauen geschlichtet wird. Mein Vorschlag, wir könnten uns doch mit den Leuten einfach über Fußball unterhalten, findet wenige Freunde. Die Anspannung hängt noch ein wenig in der Luft und ich überlege, ob das vielleicht die Reisenden der Al-Italia Maschine sind, deren Namen man uns die halbe Nacht lang auf dem Flughafen in Moskau über Lautsprecher zugebrüllt hatte. Wundern würde es mich nicht.


Fast alles kam oben an


Schleppen, schleppen...


Die erste Bergstation und das gleiche Spiel: Alles ausladen, die Lasten von dieser zur anderen Liftstation  schleppen, Treppe hoch und runter, auf die Gondel warten, einladen, weiter. So auch auf der zweiten Bergstation. Nur endet hier die Gondelbahn und es geht mit Sesselliften weiter, auf denen schon Alexander der Große aufgefahren sein könnte. Sessellift ist eher das falsche Wort, Hockerlift mit Rückenlehne trifft es eher. Einige von uns fahren vor und unten packen sie Gepäck, Wasser und Essen nach und nach auf die "Hocker". Wir laden oben ab und sind erstaunt, dass tatsächlich nichts im Tal zwischen den Felsen zerschellt. Als das ganze Gepäckgebirge oben ist, wuchten wir es die 200 Meter bis zu den Botchis hoch. 


Never clean a botchi!


Home, sweet home. Langes Gesicht bei meiner Frau: Wann ist hier das letzte Mal der Staubsauger durch? Die Teppiche sind gut abgesandet. Dem deutschen Reinheitsgebot unterliegen die Botchis nicht. Zwar steht in unserer Reisebeschreibung, wir sollten beim Verlassen der Botchis diese putzen, doch schreitet Oleg dagegen energisch ein: "Never clean a botchi!" Und so sehen sie auch aus. 






Wies in den Botchis aussieht, und vor allem Drumherum, erzähl ich nächste Woche.

Bis dahin schöne Tage, wünscht

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