Endstation Sehnsucht: Drei Nächte in der Koservendose |
Alles muss nach oben
In Summe heißt das: zwölf Bergsteiger und zwei
Bergführer nehmen alles mit hoch, was sie in vier Tagen und drei Nächten
anziehen, tragen, essen und trinken wollen. Wasser gibt es dort oben nicht, die
nächsten Tage wird allein die Zahnbürste bewegt.
Wir schleppen 14 Taschen, 14 Rucksäcke, etliche Liter
Wasser, Brot, Konserven, Schokolade, Mehl, Tee, Kaffee, Zucker und einiges mehr
an die Liftstation. Barrierefrei ist im Kaukasus unbekannt, also muss das ganze
Gepäck schon in der Talstation etliche Stufen nach oben gewuchtet werden. Als
die Gondel endlich kommt, ist sie mit unserem Gepäck und uns fast völlig
ausgelastet. Nach uns trifft eine italienische Gruppe ein, die lautstark die
Gondel für sich reklamieren und die Wartezeit für uns. Oleg juckt das nicht: Mit
dem Schlachtruf "Guys, Guys, Guys!" jagt er uns zwischen Gepäck und
Gondel hin und her, am Ende passen auch die Italiener noch hinein.
Die Seilbahn ist, um es mal vorsichtig auszudrücken, sehr
alt. Aber eben auch sehr robust; und sie läuft. Weiter drüben steht eine
neuere, drei Jahre alt, von Österreichern gebaut. Sie ist im Moment leider
defekt.
Die Italiener
Die Fahrt zur ersten Bergstation dauert eine Weile. Zeit
genug für einen italienischen Mitreisenden lautstark über die Enge und unsere
Anwesenheit zu schimpfen. Zu seinem Leidwesen jedoch haben wir einen sehr
sprachtalentierten Sportsfreund unter uns. Mit dem Hinweis, er lasse sich nicht
von Zwergen beleidigen, droht auf engstem Raum eine Rangelei, die jedoch sofort
von den italienischen und deutschen Frauen geschlichtet wird. Mein Vorschlag,
wir könnten uns doch mit den Leuten einfach über Fußball unterhalten, findet
wenige Freunde. Die Anspannung hängt noch ein wenig in der Luft und ich
überlege, ob das vielleicht die Reisenden der Al-Italia Maschine sind, deren
Namen man uns die halbe Nacht lang auf dem Flughafen in Moskau über Lautsprecher
zugebrüllt hatte. Wundern würde es mich nicht.
Fast alles kam oben an |
Schleppen, schleppen...
Die erste Bergstation und das gleiche Spiel: Alles
ausladen, die Lasten von dieser zur anderen Liftstation schleppen, Treppe hoch und runter, auf die
Gondel warten, einladen, weiter. So auch auf der zweiten Bergstation. Nur endet
hier die Gondelbahn und es geht mit Sesselliften weiter, auf denen schon
Alexander der Große aufgefahren sein könnte. Sessellift ist eher das falsche
Wort, Hockerlift mit Rückenlehne trifft es eher. Einige von uns fahren vor und unten
packen sie Gepäck, Wasser und Essen nach und nach auf die "Hocker".
Wir laden oben ab und sind erstaunt, dass tatsächlich nichts im Tal zwischen
den Felsen zerschellt. Als das ganze Gepäckgebirge oben ist, wuchten wir es die
200 Meter bis zu den Botchis hoch.
Never clean a botchi!
Home, sweet home. Langes Gesicht bei meiner Frau: Wann
ist hier das letzte Mal der Staubsauger durch? Die Teppiche sind gut
abgesandet. Dem deutschen Reinheitsgebot unterliegen die Botchis nicht. Zwar
steht in unserer Reisebeschreibung, wir sollten beim Verlassen der Botchis
diese putzen, doch schreitet Oleg dagegen energisch ein: "Never clean a
botchi!" Und so sehen sie auch aus.
Wies in den Botchis aussieht, und vor allem Drumherum, erzähl ich nächste Woche.
Bis dahin schöne Tage, wünscht